Wenn Sie meine Wohnung betreten, sehen Sie als Erstes die Wand aus raumhohen Bücherregalen in meinem Wohnzimmer. Es gibt zwei weitere Bücherregale in meiner Küche, drei in meinem Flur und eine weitere Wand voller Bücherregale in meinem Schlafzimmer.
Insgesamt habe ich 20 Bücherregale in meiner Wohnung, und sie sind bis auf den letzten Platz gefüllt.
Jedes ist vollgepackt mit Büchern, Comics und geekigen Sammlerstücken wie R2-D2-Pfeffermühlen, einem Stifthalter von Doctor Who Tardis und einer als Harry Potter verkleideten präparierten Maus. Alles ist farblich gekennzeichnet, damit mein Gehirn nicht durch zu viele visuelle Reize brummt.
Unnötig zu erwähnen, dass die aufräumende Jedi-Meisterin Marie Kondo in meine Wohnung käme und einen Herzinfarkt erleiden würde.
Als Moderatorin der Netflix- Show „Tidying Up With Marie Kondo“ (die am 1. Januar startete) ist die freundliche Japanerin für ihr breites Lächeln und ihre sachliche Herangehensweise bekannt, wenn es darum geht, weltliche Besitztümer in ein minimalistisches Fantasieland zu reduzieren.
Darin und in ihrer neuen Netflix-Show lehrt sie die KonMari-Methode , Habseligkeiten nach Kategorien zu sammeln (z. B. Kleidung, Spielzeug, Elektronik usw.) und dann nur die Dinge aufzubewahren, die „Freude machen“ oder einem Freude bereiten gutes Gefühl.
In der Netflix-Show nutzt Kondo ihre charakteristischen Organisationsfähigkeiten, um Menschen zu helfen, die dringend Hilfe benötigen. Sie bringt vielbeschäftigten Familien bei, wie sie die nie endende Flut an Kinderspielzeug in Schach halten, ihren Weihnachtsschmuck in Kisten in der Garage aufbewahren und ihre Unterwäsche ordentlich gefaltet und vertikal in den Schubladen der Kommode verstauen können.
Ich kann sagen, dass ihre Methode Wunder bei alter Kleidung, Küchenutensilien, Elektronik und Papierkram bewirkt.
Ich war entsetzt, dass ich zu Hause nicht nur ein, sondern gleich drei Waffeleisen hatte. Nachdem ich ihnen aufrichtig für ihren Service gedankt hatte (wie Kondo für jeden Artikel empfiehlt, den man besitzt), verschenkte ich die Waffeleisen schließlich an Freunde, die sie tatsächlich benutzen würden.
Aber als sich die Show entschied, sich auf Büchersammler zu konzentrieren, wurde mir plötzlich klar, dass ich kein vollständiger Kondo-Konvertit sein konnte. Ich werde niemals freiwillig meine Stapel an Büchern und Comics reduzieren.
In Episode 5 mit dem Titel „From Students to Improvements“ sagt Kondo zu einem jungen Paar: „Nehmen Sie jedes einzelne Buch in die Hand und sehen Sie, ob es Ihnen Freude bereitet.“
Wenn Sie nur 25 Bücher besitzen, ist das kein Problem. Aber wenn Sie wie ich von überfüllten Bücherregalen umgeben sind, könnte dieser Rat bedeuten, dass Sie jahrelang ein Buch nach dem anderen in der Hand halten und versuchen, die Spannung der Aufregung in jedem einzelnen zu spüren. Ich glaube nicht, dass ich so lange leben werde.
In ihrem Buch „The Life-Changing Magic of Tidying Up“ rät Kondo dazu, ein Buch nur anzufassen – nicht zu lesen –, um über sein Schicksal zu entscheiden. „Stellen Sie sicher, dass Sie nicht anfangen, es zu lesen“, sagt sie. „Lesen trübt Ihr Urteilsvermögen.“
Was zum….?!
„Bücher sind die Widerspiegelung Ihrer Gedanken und Werte“, sagt Kondo in ihrer Show. „Durch das Aufräumen von Büchern erfahren Sie, welche Informationen Ihnen in diesem Moment wichtig sind.“
Aber dafür sind Bücher nicht da. Sie sind nicht dazu da, schnell die Informationen bereitzustellen, die Sie gerade benötigen, wie es bei Wikipedia der Fall ist. Es gibt Bücher, die Ihre Neugier wecken, Sie in imaginäre Welten entführen und Sie in die Rolle Ihrer Helden schlüpfen lassen.
Bücher erinnern mich daran, dass die Welt voller Kreativität, Geheimnisse und Liebe ist. Bücher helfen mir, den Strapazen der realen Welt zu entfliehen.
Wenn ich es mir nicht leisten kann, nach Paris zu fliegen, kann ich zumindest ein Buch wie „A Moveable Feast“ von Ernest Hemingway lesen. Wenn ich Heimweh nach San Francisco verspüre, muss ich mir nur mein abgenutztes Exemplar von „Tales of the City“ von Armistead Maupin holen.
Und wenn ich wissen möchte, wie ich mit einem Mord davonkomme, stehen mir meine Hardcover-Ausgaben von Agatha Christie, Arthur Conan Doyle und Patricia Highsmith zur Verfügung. Diese Bücher machen nicht nur Freude. Sie regen meine Fantasie an.
Bei einer umfangreichen Büchersammlung geht es nicht nur darum, die Bücher, die Sie gelesen haben, aufzubewahren, sondern Ihnen einen großen Vorrat zu bieten, der Ihnen jederzeit zur Verfügung steht. Anders als in einer öffentlichen Bibliothek gibt es in einer Privatbibliothek keine Eile, das Buch fertigzustellen, um Verspätungsgebühren zu vermeiden. Sie können am Rand schreiben, ohne einen Bibliothekar zu erschrecken. Sie können sie ohne Angst vor Vergeltung in ein Schaumbad bringen.
Auch der Blick auf eine Bücherwand motiviert mich, mehr zu schreiben. Vielleicht liegt mein ständiger Wunsch, meinen Namen auf dem Buchrücken zu sehen, aus Eitelkeit, oder vielleicht hoffe ich, als Autor ein bleibendes Erbe zu hinterlassen. Aber meine Büchersammlung ermutigt mich, meine eigene Karriere als Schriftstellerin nicht aufzugeben, auch wenn ich unter dem lähmenden Hochstapler-Syndrom leide .
Meine Bücher spiegeln mehr als jedes Dating-Profil oder jede Twitter-Biografie wider, wer ich bin. Neben Belletristik sammle ich Bücher über Kunst, Geschichte, Politik, Kunsthandwerk, wahre Kriminalität, Mode, Wohnkultur, Zimmerpflanzen und Magie.
Wählen Sie ein Buch aus meinen Regalen und ich verspreche Ihnen, dass ich eine Geschichte zu erzählen habe über meine Suche nach einer Erstausgabe, eine peinliche Signierstunde eines Autors oder ein Geschenk einer lange verlorenen Geliebten. Für mich ist jedes Buch etwas Besonderes, egal ob ich es bereits gelesen habe oder nicht. Jedes Buch hat seinen eigenen eingebauten Funken.
Wenn Sie einen zusätzlichen Anreiz brauchen, Kondos Ratschläge zu Büchern zu ignorieren, hier ist, was der Filmemacher John Waters einmal gesagt hat : „Sammeln Sie Bücher, auch wenn Sie nicht vorhaben, sie sofort zu lesen. Nichts ist wichtiger als eine ungelesene Bibliothek.“
In diesem Sinne sagte Waters auch : „Wenn du mit jemandem nach Hause gehst und er keine Bücher hat, dann fick ihn nicht.“
Das nenne ich Freude auslösen.